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Realtalk #2: Schule, Ausbildung und Studium

„Aber man kann studieren und sich tief in den Irrtum hineinstudieren.“ – Gotthold Ephraim Lessing

Viele von euch wissen, dass ich seit ich denken kann, Lehramt studieren will. Allerdings habe ich „nur“ eine allgemeine Fachhochschulreife. Das Lehramtsstudium in Niedersachsen ist dennoch oft möglich. In den meisten Universitäten aber leider nicht mit einer allgemeinen Fachhochschulreife, sondern nur mit einer fachgebundenen Fachhochschulreife. Dies ist meiner Meinung nach fehlerhaft, denn zu einer Fachhochschulreife gehört auch ein praktisches Jahr, in meinem Fall mein Bundesfreiwilligendienst an einer Grundschule, was mich so gesehen auf den Beruf vorbereitet hat. Außerdem arbeite ich seit November 2017 für einen Verein, der für die Schulassistenz zuständig ist als Vertretungskraft (das sind nicht gerade wenige Stunden).
Viele der Studierenden kommen erst durch das Hospitieren bzw. der Praktika während des Studiums mit dem Beruf an sich in Berührung, was zum Teil -zumindest meiner Meinung nach- etwas zu spät ist, weshalb ich die in der Diskussion stehende Dienstpflicht (FSJ,BFD,FÖJ o.ä.) gar nicht so schlecht finde, denn das bietet die Möglichkeit sich mehr mit dem Beruf auseinander zusetzen.

Aber nun zu meinem eigentlichen Anliegen. Wie schon im letztem Jahr habe ich mich an Universitäten beworben, wobei ich mich letztes Jahr nur an einer Universität beworben hatte, bei der ich mir sicher war, dass ich dort wirklich die Möglichkeit habe zu studieren. Dieses Jahr habe ich mich zusätzlich mit anderen Universitäten beschäftigt.

Bei der einen Uni wurde ich sofort abgelehnt, nur weil ich eine allgemeine Fachhochschulreife habe. Tut mir echt leid, dass ich auf einem Gymnasium war…

Mit einem anderen Immatrikulationszentrum habe ich häufig hin und her gemailt, da dort in der Regel wohl kaum jemand mit einer allgemeinen Fachhochschulreife angenommen wird. Allerdings haben wir meine Wahl so hin gebastelt, dass ich bei der Fakultät eine Einzelfallüberprüfung beantragen konnte, aber nur um mich dann bewerben zu dürfen. Diese wurde dann stattgegeben. Also habe ich mich mit einem Erstfach beworben, dass keinen NC (Numerus Clausus) hat – zur Erklärung: in den letzten Jahren ist da jeder reingekommen und es waren dann immer noch Plätze frei. Als Zweitfach musste ich aber Germanistik (im Masterstudium Deutsch) oder Elementarmathematik (Grundliegende Mathematik) wählen. Der Witz bei der Sache, dort liegt ein NC vor, der auch für mich gilt. Ich habe mich für Germanistik entschieden, da ich die letzten drei Jahre meiner Schulzeit dezentes Pech mit meiner Mathelehrerin hatte.
In der Onlinebewerbung konnte ich nun folgende Punkte angeben: meinen Notendurchschnitt, meine letzte Deutschnote und meinen Freiwilligendienst, bei letzterem wurde aber nicht gefragt, wo, was und wie lange. Bewerber mit Abitur mussten noch ihre Gesamtpunktzahl angeben, was in meinem Fall nicht möglich war, da meine zu erreichende Punktzahl nicht zur Wahl stand. Ich bin halt ein Ausnahmefall. Dies bedeutete, dass ich dort einfach eine Null hinschreiben sollte, alles mit dem Immatrikulationszentrum abgesprochen.

Am 31.Juli folgte dann die Enttäuschung. Ein Ablehnungsbescheid war bei dem Online-Berwerbungsportal vorzufinden. Fragwürdig an der ganzen Geschichte: Während andere Universitäten schon mein Zeugnis, meinen Lebenslauf und mein Arbeitszeugnis verlangt hatten, wurde von jener Universität nichts verlangt. So konnten sie mich nur aufgrund meiner einen Note und meines Durchschnittes bewerten, was einfach in meinen Augen – und auch in den Augen von diversen Lehrern, die ich in der Familie und im Bekanntenkreis habe – ein absolutes No-Go ist!
Mein Bruder hat ein Abitur und sich dieses Jahr an derselben Universität beworben, weshalb ich weiß, dass die Universität von niemanden Unterlagen gefordert hat.

Und damit kommen wir nun zu den Aussagen auf Instagram, die ihr bewerten solltet.

Ihr konntet jeweils einem Emoji zwischen „Ich stimme zu“ und „Ich stimme nicht zu“ verschieben.

 

1.Aussage: Nur Leute mit guten Noten schaffen die Uni.

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Die Aussage ist etwas schwammig formuliert. Allerdings haben die meisten, die Aussage richtig aufgenommen. Gemeint war nämlich, dass nur Leute mit guten Schulnoten ein Studium schaffen können.

Gute Noten in der Schule müssen meiner Meinung nach nicht mit Intelligenz gleichgesetzt werden, denn wenn mich Dinge nicht interessieren, bin ich meistens auch nicht wirklich dafür zu begeistern.
Bei einer Ausbildung oder einem Studium entscheide ich mich aber bewusst für etwas und habe auch das Bedürfnis gute Noten zu bekommen, also wäre dort die Motivation vorhanden.
Während der Schulzeit sehnt man sich nach zwölf oder dreizehn Jahren einfach nach einem Ende, vor allem seitdem man nur noch Profile wählen kann, in denen sicher mindestens ein Fach ist, mit dem man nicht zurechtkommt. Die Folge ist, dass die Leistung nachlässt.

 

2.Aussage: Es sollte nicht immer um Noten gehen, sondern auch um den Lebenslauf.

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Schule ist nicht das ganze Leben. In meinem Fall habe ich neben der Schule viel ehrenamtlich in der Kirche gemacht, auch über den ganz normalen Konfirmandenunterricht hinaus im Kirchenkreis. Ich habe mich schon während meiner Schulzeit mit Unterrichtsmethoden auseinandergesetzt.
Außerdem gibt es Leute, wie in meinem Fall, die nach der Schule zunächst andere Sachen gemacht haben, wie zum Beispiel einen Freiwilligendienst -ob es, wie in meinem Fall, ein Muss für den vollständigen Schulabschluss oder einfach einmal zum Durchatmen war. Hier finde ich es auch wichtig darauf zu achten in welche Richtung dieser Freiwilligendienst ging, denn wenn ich schon in die Richtung, in die ich studieren will, Erfahrungen habe, spricht es wohl für mich, wenn ich dies ein Jahr lang gemacht habe.

Was meine Freunde, die eine Ausbildung machen bzw. gemacht haben, mir oft sagen, ist dass bei einer Ausbildung schon eher auf deinen Lebenslauf und die persönliche Eignung geachtet wird. Da frage ich mich, warum wird sich die Zeit nicht auch zum Studium genommen? Man kann zunächst auch das Vorhalbjahrszeugnis einreichen und das Abschlusszeugnis nachreichen.

 

3.Aussage: Die Kompetenz eines Menschen wird nicht in Noten gemessen.

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Wie schon zur zweiten Aussage angesprochen: Was sagen meine Noten über mich aus? Ich war für manche Sachen nicht zu begeistern oder die Chemie zwischen mir und meinen Lehrern stimmte nicht oder ich wurde immer mit den Besten aus meiner Klasse verglichen. Ein Mensch ist ein Individuum. Die Stärken eines Jeden liegt wo anders. In meinem Falle im sozialen Bereich und das wird in die Noten nicht aufgenommen.

 

4.Aussage: Schule ist schon was anderes als eine Ausbildung oder ein Studium.

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Auch dieser Punkt ist eine Tatsache. Ich kann mir meine Fächer nicht selber zusammenstellen. Die Folge ist, ich investiere mehr Zeit in die Fächer, die mir weniger liegen und vernachlässige die Fächer, die mir eher liegen und bekomme eine Enttäuschung nach der Anderen durch mittelmäßige Noten zu spüren.
Natürlich gibt es auch in der Ausbildung und in einem Studium Fächer, die mir nicht liegen, aber ich habe ein Ziel vor Augen, auf welches ich mich freue, für das es sich lohnt sich durchzubeißen.

Jetzt könnte man natürlich damit argumentieren, dass mir dies vor über zwei Jahren in der Schule doch genau so hätte gehen müssen.
Ganz ehrlich in der Sekunde ist mein jetziges Ziel so weit weg gewesen, dass ich nicht darüber nachdenken konnte. Inzwischen sehe ich es anders, aber damals hatte ich dafür den Blick einfach nicht und hatte nicht mit solchen Konsequenzen gerechnet wie jetzt.

Ich habe in meiner Freizeit und meinen Fortbildungen im Leben immer auf dieses eine Studium hingearbeitet und laufe nun gegen eine Wand. Ist das so richtig? Sollte dies so sein?
Mir wird nur aufgrund eines fehlenden Schuljahres (welches ich theoretisch abgeschlossen habe nur ohne bestandene Abschlussprüfung) Steine in den Weg gelegt, obwohl ich von Lehrern gesagt bekomme, dass ich perfekt für diesen Beruf wäre und ich gebraucht werden würde. Die Theoretiker sehen nur meinen mittelmäßigen Notendurchschnitt und mein nicht vorhandenes Abitur, während die Praktiker mich sofort als Lehrkraft nehmen würden.

 

Lasst mir gerne in den Kommentaren eure Meinung und Erfahrungen zu dem Thema da, gerne auch zum Thema Ausbildung, denn dahin werde ich mich wohl zunächst umsehen müssen!

 

Bis bald

Unterschrift

3 Comments

  • L♥ebe was ist

    ein immer noch sehr interessantes Thema für mich, da ich quasi alles durch habe 😉
    mein Abischnitt wurde aufgrund einer ungünstigen Fächerkombination abgewertet, sodass ich nicht zu meinem Wunschstudienplatz kam und erstmal eine Ausbildung machte … erst später habe ich dann meinen Studienplatz bekommen und kann mittlerweile sagen, dass ich es ersten nicht bereue auch nach der Wartezeit angefangen zu haben und zweitens auch die Erfahrungen währenddessen mich einiges gelehrt haben 🙂

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com
    Liebe was ist auf Instagram

  • Lisa

    Ein wirklich toller Blogpost und ich glaube du sprichst da sehr vielen aus dem Herzen. Ich finde es echt schade das Noten in den Unis immer noch wichtiger sind also Erfahrungen, obwohl in Erfahrungen viel mehr Fachwissen steckt als in allgemeinen Noten. Ich arbeite auch gerade auf meine fachgebundene Fachhochschulreife hin, da ich der Meinung bin das sie für das Studium viel sinnvoller ist als die allgemeine und ich hoffe das es die Uni in 2 Jahren genauso sehen wird wie ich! Ich wünsche dir auf jeden Fall noch alles Gute und hoffe das du ganz bald ein Studienplatz bekommst.

    Liebe Grüße
    Lisa

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