Studieren in der Zeit von Corona
*Werbung, wegen Nennungen*
Wie oft habe ich schon gesagt, dass das Lehramtsstudium mal Dual stattfinden sollte. Aber von Fernuni-Feeling war nie die Rede.
Wie viele andere Menschen hat auch mich das Corona-Virus in meinem Alltag im April ziemlich schnell eingeholt. Statt am Morgen das Haus zu verlassen und am Nachmittag wieder zu kommen, sitze ich nun von morgens bis abends am Computer wie viele andere auch.
Soziale Kontakte? Fehlanzeige.
Mit sozialen Kontakten meine ich den normalen Austausch, wenn man sich in einem Raum befindet. Bisher habe ich mich nur mit einer Freundin aus der Uni getroffen und das auch nur, um zu arbeiten. Traurig, aber wahr. Wie es jeder machen sollte, gibt es zu den meisten Leuten aus der Uni und zu meinen Freunden nur Kontakt über FaceTime, Skype, WhatsApp Video und Co. Allerdings auch dies eher weniger, da keiner Zeit hat.
Wie läuft der Alltag derzeit ab?
In der Regel stehe ich zwischen sechs und sieben Uhr auf. Hole mir meinen Kakao und setze mich schon an den Computer, um Mails aus der Uni zu checken. Es gibt dann Tage, an denen fünf Mails mit Aufgaben auf mich warten oder auch mal gar keine. Allerdings reichen die fünf Mails mit Aufgaben auch für die gesamte Woche. Nachdem ich mir dann alles rausgeschrieben habe, was zu tun ist, geht es an die ersten Aufgaben. Einige lassen sich einfach durch gute Motivation schnell abarbeiten, weil es dennoch Themen gibt, die mich auch aus der Ferne interessieren und gut verpackt sind. Andere Aufgaben gehören dann eher in eine andere Kategorie. Zum Teil muss ich hunderte von Seiten über die Woche verteilt lesen und weiß oft nicht wofür.
„Hier habt ihr ein Text, viel Spaß beim Lesen“, lautet oft mein Gedanke dazu.
Ohne Aufgaben und eine Einführung bringen leider die besten Texte nichts und das müssen wir halt alle lernen, auch wenn dies noch bis zum Ende des Semesters dauert.
In der Regel mache ich dann zwischendurch mal kurze Pausen, aber nie wirklich lange, so wie ich es in der Uni tun würde. Satt dann mal vier Stunden Pause zu haben, um mir etwas zu Essen zu machen oder sonstiges, gibt es eher kleine Pausen, um mir etwas zu trinken zu holen und mir eben ein Brot oder ähnliches zu organisieren. Dies ist aber auch wirklich schon das höchste der Gefühle, da man von Aufgaben und Abgabe erschlagen wird.
Dies zieht sich dann je nachdem, wann ich welche online stattfindenden Seminare oder Tutorien habe, bis abends um 18 Uhr und manchmal auch bis 19 Uhr. Von Freunden weiß ich aber, dass diese auch mal bis Mitternacht an Sachen sitzen.
Ob dies so gesund ist, ist eine Frage, die wohl jeder ganz einfach selbst beantworten kann.
Abgaben, Hausarbeiten und Klausuren
Nun folgt das wohl umstrittenste Thema überhaupt. Was ist denn mit den Prüfungsleistungen und der aktiven Teilnahme?
Fangen wir mit dem entspannten Thema „aktive Teilnahme“ an:
Die aktive Teilnahme gilt in vielen Seminaren. In der Regel bedeutet, dass man an dem Seminar teilnehmen muss und anwesend sein muss!
Wer eins und eins zusammenzählt, weiß, dass das eher weniger möglich ist, außer man macht Onlineseminare. Dies habe ich allerdings nur regelmäßig in drei von acht Seminaren. In zwei weiteren Seminaren findet alle zwei Wochen oder alle vier Wochen ein Onlineseminar statt. Nun kannst Du dir denken, dass es in den anderen Seminaren nur Texte und Aufgaben gibt. Diese Aufgaben sind mit Abgaben verbunden. Oft heißt es dann, dass der Sonntag der Woche die Abgabe spätestens stattfinden muss. Ob es oft einen auf den Deckel gibt, wenn man diese nicht einhält?
Dies kann ich eher weniger sagen. Ich gehöre in der Regel zu den Leuten, die die Aufgaben gleich machen und abgeben. Es ging bei mir lediglich in der letzten Woche die Mail rum, ob einige noch Aufgaben abgeben oder ausgestiegen sind. Allerdings sind wir nun auch in der sechsten/siebten Vorlesungswoche. Also selbst Studenten, die eher später die Aufgaben und Co. abgeben, sollten so langsam doch mal was getan haben.
Zum Thema Hausarbeiten und Klausuren:
Dieses Thema bringt mich jeden Tag zum Weinen. Am Anfang des Semesters hieß es, dass es keine Präsenzprüfungen (vor allem keine Klausuren) geben kann. Während andere Universitäten Onlineklausuren schreiben ließen, hat meine Universität das jetzt so lange herausgezögert hat, dass es wohl in kleineren Gruppen möglich ist Klausuren wieder zu schreiben.
Folglich schreibe ich eine Klausur, die noch aus dem Wintersemester ansteht, nun doch. Auch meinen Test in einem Modul aus der Theologie werde ich Anfang August in Präsenz schreiben, während ich meine Psychologieklausur wohl von Zuhause aus schreiben werde.
Allerdings wird es bei den Hausarbeiten nicht besser.
Während ich in meinem einem Seminar in der Regel sieben Seiten schreiben müsste, wurde daraus nun zehn. Insgesamt kommt dieses Semester sehr viel schriftliches auf mich zu. Da half nur frühes anfangen, damit alles zeitlich passt. Dadurch habe ich nun eine Hausarbeit soweit fertig und kann die nächste Hausarbeit anfangen.
Was motiviert mich?
Ohne meine Familie und meine Freunde wäre ich längst schon ausgestiegen. Außerdem hilft der Gedanke, dass ich nicht allein bin schon viel. Auf Instagram bekomme ich oft Nachrichten, dass es vielen genauso geht wie mir und dann motiviert man sich gegenseitig.
Aber mein größter Dank geht wirklich an meinen Verlobten, meine Mama, meine beste Freundin und meine Mädels aus der Uni, die mir jeden Tag aufs Neue sagen, dass wir das schaffen werden.
Außerdem motiviert es mich, wenn ich zwischendurch einfach mal Musik hören kann, eine Runde Sims4 spiele oder auch einfach so auf dem Sofa sitze. Diese Auszeiten sind so enorm wichtig und braucht wohl jeder mal.
Was zieht mich runter?
Das alleine vor dem Computer sitzen, nagt an meinen Nerven und meiner Psyche. Es gibt Tage, an denen weine ich einfach aus dem Nichts, weil alles zu viel wird.
Auch die Dozenten (natürlich nicht alle!), die am längeren Hebel sitzen, machen es einem nicht leicht. Statt flexibel auf Probleme zu reagieren wird oft gesagt, dass müsse so gemacht werden bzw. man wolle nichts ändern. Und genau daran scheitert meine Uni und viele Studenten nun. Von einigen weiß ich, dass sie nicht die 30 Kreditpunkte, die pro Semester für die Regelzeit erforderlich sind, schaffen, da viel mehr Zeit benötigt wird für Dinge, die man sonst in drei Stunden erledigt hätte.
Auch ich habe das Gefühl, dass ich in den nächsten Wochen das ein oder andere Modul noch hinschmeißen werde. Aber drücken wir mal die Daumen, dass ich das nicht tun werde und muss.
Was allerdings am allerschlimmsten ist: Derzeit heiß es, dass das Wintersemester genau so ablaufen wird. Dies setzt einen so unter Druck, dass die nächste Panikattacke an der Ecke wartet.
Alle wünschen sich wieder mehr Normalität. Schüler und Kindergärtner dürfen wieder los und auch die Auszubildenden hatten in letzter Zeit wieder Schule. Da fragt man sich, warum wir nicht wieder in die Universität dürfen, was sich ja auch gefühlt alle zwei Minuten ändert.
Was will ich noch sagen?
Auch wenn für uns alle die derzeitige Situation nervenaufreibend ist, werden wir das schaffen. Wir sollten die Situation so nehmen, wie sie ist und das Beste draus machen.
Bleibt gesund und schreibt mal in die Kommentare, wie es Euch geht und wie Eure Erfahrungen mit dem Covid19-Virus und dem Alltag ist!
xoxo
9 Comments
Emilie
Ich war immer eine der Studentinnen, die die Vorlesungen sehr regelmäßig besucht hat. Denn das hat mich immer weiter gebracht und war für mich angenehmer als das Selber-Beibringen. Aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen und ich komme z.B. besser mit dem Home Office klar als ich gedacht hätte 🙂
Liebe Grüße,
Emilie
Tina-Maria
Hallo, da kann ich leider nicht so mitreden, da ich schon lange die Schulbank nicht mehr gedrückt habe. Dafür aber meine Kids. Die haben Homeschooling und ich die machen es super. Es hat zwar seinen Anlaufpunkt gebraucht, aber jetzt läuft es top. Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß beim Studieren wünsche ich Dir!
Diana
Oh nein, das klingt wirklich nicht gut und sehr herausfordernd. Ich bin auch immer gerne zu den Vorlesungen gegangen, als ich studiert habe. Und nur am PC alles machen, hätte mich auch sehr runtergezogen bzw an meiner Motivation genagt. Ich drücke dir die Daumen, dass bald wieder Normalität einkehrt. Steht das mit dem Wintersemester denn schon fest?
Liebe Grüße,
Diana
Miriam
I feel you! Ich bin eigentlich in meinem letzten Semester und nach dem Forschungsaufenthalt im letzten Semester sollte ich noch fix zwei Forschungsarbeiten fertig schreiben (zu den Themen) und das Semester dann für meine Masterthesis haben. Denkste. Als ich aus dem Ausland zurückkam, war ja noch alles zu. Und im Gegensatz zu so manch einem Kommilitonen, der noch Kurse hat, habe ich (wie viele, die nur noch Arbeiten schreiben müssen) den Einstieg nicht mehr geschafft, nachdem kürzlich die Bib geöffnet hat. Aber toll, dass du dich durch deine Familie motivieren kannst.
Julia
Sehr interessant und so hätte ich das nicht gedacht das es so ist mit dem Arbeiten zuhause. Ich habe es mittel erlebt war im Krankenhaus ohne Besuch, leiderr.
LG
Julia
Dr. Annette Pitzer
Mal ehrlich, ich frage mich wie lange wir das als Gesellschaft noch dulden sollen. Die Schäden sind jetzt schon unermesslich groß. In meiner Praxis habe ich Kinder die vor Verzweiflung nicht mehr aus noch ein wissen. Aber auch Erwachsene, die vor Einsamkeit fast durchdrehen. Ein junger alleinstehender Mann sagte, dass ihn seit dem Lockdown keiner mehr angefasst hat. Beenden wir das endlich!
Alles Liebe
Annette
Bettina Halbach
Ich finde deinen Beitrag „studieren in der zeit von corona“ sehr gelungen, ein insight in die Studi-Welt, bei dem ich nicht mehr mitreden kann, das ist lange vorbei 🙂 Corona und der Lockdown nervt überall im Alltag, ein rotes Tuch, zum durchdrehen, liebe Grüße Bettina
Mo
Liebe Freyia,
zwar kann ich, was das Studium betrifft, nicht mit reden, aber ich sitze seit vier Monaten im Homeoffice und kann deinen Frust wirklich gut verstehen. Zwar habe ich keine Probleme mich selber zu motivieren, aber manchmal ist die wirklich sehr reduzierte Kontaktform mit Kollegen manchmal echt zermürbend. Zum Glück habe ich auch noch ein Kind im Homeschooling hier sitzen, da fühle ich mich nicht ganz so alleine.
Schade, dass es an deiner Uni nicht alle Dozenten flexibel reagieren können oder wollen. Aber das erleben wir hier auch in der Schule so. Traurig, aber da merkt man, dass wir es gar nicht gewohnt sind mit solchen Situationen vernünftig um zu gehen.
Liebe Grüße
Mo
Cindy Haase
Corona hat unser Leben sehr beeinflusst und krass wie es dir als Studentin ergeht. Meinen Alltag bestreite ich auch im Homeoffice, aber besser als gedacht. Arbeite aber auch in einem kleinen Büro nur zu zweit, daher ist es eh nicht so arg mit den menschlichen Kontakten. Aber in meiner Freizeit bin ich viel draussen und das hilft mir die Einsamkeit nicht an mich ranzulassen. Ich wünsche dir viel Erfolg, bleib stark und kämpfe weiter. Es wird sich sicher lohnen. Ganz liebe Grüße, Cindy